14.03.2019 | sDiv, iDiv-Mitglieder, Medienmitteilung, TOP NEWS, Biodiversität und Naturschutz, Experimentelle Interaktionsökologie, GEO BON

Artenvielfalt über- und unterirdisch nicht immer gleich

Die globale Verteilung der Überlappung oberirdischer (Säugetiere, Vögel, Amphibien und Pflanzen) sowie unterirdischer (Wirbellose im Boden, Pilze und Bakterien) biologischer Vielfalt. Dunkle Bereiche haben eine hohe biologische Vielfalt über dem und im Boden; hellgelbe Bereiche eine hohe oberirdische biologische Vielfalt, aber geringe Vielfalt im Boden; blaue Bereiche haben eine niedrige oberirdische biologische Vielfalt, aber artenreiche Gemeinschaften im Boden; und helle Gebiete sind oberhalb und unterhalb der Bodenoberfläche artenarm. (Bild: Conservation Biology)

Die globale Verteilung der Überlappung oberirdischer (Säugetiere, Vögel, Amphibien und Pflanzen) sowie unterirdischer (Wirbellose im Boden, Pilze und Bakterien) biologischer Vielfalt. Dunkle Bereiche haben eine hohe biologische Vielfalt über dem und im Boden; hellgelbe Bereiche eine hohe oberirdische biologische Vielfalt, aber geringe Vielfalt im Boden; blaue Bereiche haben eine niedrige oberirdische biologische Vielfalt, aber artenreiche Gemeinschaften im Boden; und helle Gebiete sind oberhalb und unterhalb der Bodenoberfläche artenarm. (Bild: Conservation Biology)

Hinweis für die Medien: Die von iDiv bereitgestellten Bilder dürfen ausschließlich für die Berichterstattung im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung und unter Angabe des/der Urhebers/in verwendet werden.

Forscherteam wertet globale Daten zur Biodiversität aus – mit überraschendem Ergebnis

Leipzig. Ein internationales Forscherteam unter Leitung der Universität Leipzig und des Forschungszentrums iDiv hat in aufwändigen Studien wichtige neue Erkenntnisse zur Biodiversität ober- und unterhalb der Erdoberfläche erlangt: Sie fanden heraus, dass auf etwa 30 Prozent der terrestrischen Oberfläche unseres Planeten eine große Artenvielfalt an Flora, Fauna und Mikroben im Boden herrscht, jedoch über der Erde deutlich weniger Arten leben oder umgekehrt, oberirdisch herrschte im Gegensatz zum Boden Artenreichtum. Diese Unterschiede in der Biodiversität waren in den restlichen 70 Prozent der terrestrischen Erdoberfläche nicht nachweisbar. Hier gab es ober- und unterhalb der Erde entweder Artenreichtum oder weniger Diversität, sogenannte Hot- und Cold-Spots. Die Forscher haben die Ergebnisse ihrer Studie jetzt im Fachjournal Conservation Biology veröffentlicht.

„Für uns war es überraschend, dass so große Teile der Erde von dieser gegensätzlichen Artenvielfalt betroffen sind“, sagt Prof. Nico Eisenhauer von der Universität Leipzig, der zugleich Forscher des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) ist. Bei diesen Gebieten handle es sich beispielsweise um boreale und Tundra-Böden in Kanada oder Sibirien mit wenig oberirdischer Biodiversität, jedoch einem artenreichen Gewimmel im Boden. Umgekehrt gebe es unter anderem in Wäldern in gemäßigten Breiten artenärmere Böden, dafür aber viel oberirdisches pflanzliches und tierisches Leben.

Das Forscherteam wertete dazu Daten aus zahlreichen bestehenden wissenschaftlichen Studien zum pflanzlichen, tierischen und mikrobiellen Leben im Boden und in den oberirdischen Arealen in den verschiedensten Regionen der Erde aus. „Jeder Datensatz war einzigartig“, so Eisenhauer. Ziel der Forschung sei es gewesen, ein einheitliches Bild von der globalen Artenvielfalt oberhalb und – was bisher noch weniger erforscht war – auch unterhalb der Erdoberfläche zu bekommen.

Mit diesem globalen Wissen könne beispielsweise viel genauer eingeschätzt werden, welche Areale der Erde zu Naturschutzgebieten erklärt werden müssen, um die Biodiversität zu erhalten. Zudem seien beispielsweise Gebiete mit Permafrostböden und weitere Bodentypen nördlicher Gefilde wie in Sibirien, die unterirdisch sehr artenreich sind, oberirdisch jedoch nicht, besonders stark von Klimaveränderungen betroffen. „Wenn gefrorene Böden plötzlich auftauen, finden dort dramatische Veränderungen statt. In diesen Böden ist viel Kohlenstoff gespeichert, der durch das Auftauen freigesetzt wird“, erklärt Eisenhauer.

An dem Projekt waren neben Forschern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Universität Bremen und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung – UFZ Leipzig unter anderem auch Experten aus Finnland, Frankreich, Schweden und mehreren anderen Ländern beteiligt.

Originalveröffentlichung:

(iDiv-Forschende fett gedruckt)
Erin K. Cameron, Inês S. Martins, Patrick Lavelle, Jérôme Mathieu, Leho Tedersoo, Mohammad Bahram, Felix Gottschall, Carlos A. Guerra, Jes Hines, Guillaume Patoine, Julia Siebert, Marten Winter, Simone Cesarz, Olga Ferlian, Holger Kreft, Thomas E. Lovejoy, Luca Montanarella, Alberto Orgiazzi, Henrique M. Pereira, Helen R. P. Phillips, Josef Settele, Diana H. Wall, Nico Eisenhauer (2019). Global mismatches in aboveground and belowground biodiversity. Conservation Biology, doi: 10.1111/cobi.13311

 

Ansprechpartner:

Prof. Nico Eisenhauer
Leiter der Forschungsgruppe Experimentelle Interaktionsökologie
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle - Jena - Leipzig
Universität Leipzig
Tel.: +49 341 9733167
E-Mail: nico.eisenhauer@idiv.de
Web: www.idiv.de/de/gruppen_und_personen/mitarbeiterinnen/mitarbeiterdetails/eshow/eisenhauer_nico.html

 

Sebastian Tilch
Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Tel.: +49 341 9733197
E-Mail: sebastian.tilch@idiv.de

 

Diese Seite teilen:
iDiv ist ein Forschungszentrum derDFG Logo
toTop