Wald in Europa: Mehr Baumarten, mehr Nutzen
Für die Studie wurden über 200 Wälder in sechs europäischen Ländern untersucht - darunter auch der Nationalpark Hainich (Thüringen). Foto: Tobias Wagner, iDiv
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Eine Homogenisierung von Wäldern führt zu einer geringeren Leistung der Ökosysteme. Das hat ein internationales Wissenschaftler-Team von 29 Institutionen herausgefunden, an dem Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Leipzig und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) beteiligt waren. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass artenreiche Waldbestände mehr und vielfältigere Dienstleistungen erbringen als weniger artenreiche. Für die Studie sind über 200 Wälder in sechs europäischen Ländern untersucht worden. Die Ergebnisse wurden jetzt in den renommierten Fachjournalen „PNAS“ und "Nature Communications" veröffentlicht.
Bäume sind Dienstleister für den Menschen: Sie filtern Staub aus der Luft, wandeln Kohlendioxid in Sauerstoff um, sie schützen den Boden vor Erosion, tragen zur Sicherung der Trinkwasserversorgung bei, ihr Holz dient zum Bauen und Heizen. Der Mensch nutzt Wälder aber auch für Sport und Erholung. Die meisten der europäischen Wälder bestehen jedoch nur aus einer oder nur wenigen verschiedenen Baumarten. Das Forscher-Team, das im Rahmen des EU-Projekts „FunDivEurope - functional significance of forest biodiversity“ arbeitet und von Prof. Dr. Michael Scherer-Lorenzen von der Albert-Ludwigs Universität Freiburg koordiniert wird, untersuchte daher in europäischen Wäldern unterschiedlichen Klimas den Zusammenhang zwischen lokaler und regionaler Artenvielfalt sowie den Ökosystemleistungen.
Dabei wurde deutlich: Artenreiche Waldstücke erbringen mehr Dienstleistungen als weniger artenreiche. Dementsprechend erbringen Wälder, die aus Waldbeständen mit verschiedenen Arten bestehen, auch vielfältigere Leistungen als homogene Wälder. „Wir konnten in dieser groß angelegten Studie erstmals zeigen, wie wichtig die biologische Vielfalt in größeren räumlichen Skalen für die Natur und den Menschen ist“, sagt Prof. Dr. Helge Bruelheide, Geobotaniker an der MLU und stellvertretender iDiv-Direktor, der die Forschung in den deutschen Untersuchungsorten im Nationalpark Hainich (Thüringen) koordiniert hat. Beteiligt an dem europäischen Großprojekt zur Biodiversität war auch Prof. Dr. Christian Wirth von der Universität Leipzig und geschäftsführender iDiv-Direktor.
Das Wissenschaftler-Team macht in seinen Publikationen auch deutlich, dass ein Verlust an Biodiversität in europäischen Wäldern mit deutlichen Einbußen der Dienste für die Natur und den Menschen einhergeht. Der Erstautor der Studie Dr. Fons van der Plas vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt (Main) fasst die Ergebnisse der Arbeit folgendermaßen zusammen: „Eine Baumart kann zwar einzelne Beiträge, zum Beispiel Holz hoher Qualität, bieten. Eine Fülle von Angeboten - wie ein Lebensraum für Vögel, ein attraktiver Ort für Touristen und den Erhalt von Wasser - bekommen wir aber nur durch einen vielfältigen Wald.“ Die Vielfalt, so van der Plas weiter, könnte sehr einfach erhöht werden: „Natürliche Samenausbreitung und vielfältigen Jungwuchs zu unterstützen, zusätzliche Arten anzupflanzen, und die Artenzusammensetzung großer Waldgebiete zu variieren, ist an sich nicht schwierig, wird aber zu wenig gemacht.“
Die europäischen Wälder in Mischbestände umzuwandeln, würde sich langfristig auch ökonomisch auszahlen, ergänzen die beiden iDiv-Wissenschaftler Helge Bruelheide und Christian Wirth, da die Vielfalt an Baumarten auch eine Versicherung gegenüber den zunehmenden Risiken des globalen Wandels darstellt.
Publikationen:
van der Plas et al. 2015: Biotic homogenization can decrease landscape-scale forest multifunctionality.
Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS), DOI: DOI: /10.1073/pnas.1517903113
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1517903113
van der Plas, F. et al. 2016: Jack-of-all-trades effects drive biodiversity-ecosystem multifunctionality relationships in European forests. Nature Communications, DOI: 10.1038/NCOMMS11109
http://www.nature.com/ncomms/2016/160324/ncomms11109/abs/ncomms11109.htmlDie Untersuchungen wurden von der Europäischen Union durch das 7. Forschungsrahmenprogramm gefördert (FP7/2007-2013; Grant Agreement 265171).Ansprechpartner:
Prof. Dr. Helge Bruelheide
Professor für Geobotanik, Institut für Biologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg & Stellvertretender Direktor iDiv
Tel.: +49-345–55-26222
http://www.botanik.uni-halle.de/geobotanik/helge_bruelheide/
und
Prof. Christian Wirth
Direktor iDiv & Universität Leipzig
Tel. +49-341-97-38591
https://www.idiv.de/de/das_zentrum/mitarbeiterinnen/mitarbeiterdetails/eshow/wirth-christian.htmlsowie
Manuela Bank-Zillmann, MLU-Pressestelle
Tel.: +49-(0)345-55-21004
http://www.pr.uni-halle.de/mitarbeiter/und
Tilo Arnhold/Tabea Turrini, Pressestelle iDiv
Tel.: +49-(0)341-9733-197, -106
http://www.idiv.de/de/presse/mitarbeiterinnen.htmlund
Carsten Heckmann/ Susann Huster, Pressestelle Universität Leipzig
Tel.: +49 341-97-35021, - 35022
http://www.zv.uni-leipzig.de/service/kommunikation/medienredaktion.htmlLinks:
FunDivEurope
https://www.idiv.de/research/research-platforms/fundiveurope.html
Hainich-Tagung (27. April bis 29. April 2016)
http://www.nationalpark-hainich.de/informieren/hainichtagung-2016.html
iDiv ist eine zentrale Einrichtung der Universität Leipzig im Sinne des § 92 Abs. 1 SächsHSFG und wird zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena betrieben sowie in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ. Beteiligte Kooperationspartner sind die folgenden außeruniversitären Forschungs-einrichtungen: das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ, das Max-Planck-Institut für Biogeochemie (MPI BGC), das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie (MPI CE), das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA), das Leibniz-Institut Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ), das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB), das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) und das Leibniz-Institut Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG). http://www.idiv.de/de.html