02.07.2024 | Biodiversität und Naturschutz, iDiv, Biodiversität und Mensch, Medienmitteilung, TOP NEWS

Was braucht es für ein besseres Biodiversitäts-Monitoring in Europa?

Die Biodiversität in Europa nimmt aufgrund menschlicher Einflüsse und der Klimaerwärmung mit alarmierender Geschwindigkeit ab. (Bild: Janoka82 | Dreamstime)

Die Biodiversität in Europa nimmt aufgrund menschlicher Einflüsse und der Klimaerwärmung mit alarmierender Geschwindigkeit ab. (Bild: Janoka82 | Dreamstime)

Mögliche Lösungsansätze zur Verbesserung des Biodiversitätsmonitorings. (Bild: Moersberger et al. (2024), Conservation Letters)

Mögliche Lösungsansätze zur Verbesserung des Biodiversitätsmonitorings. (Bild: Moersberger et al. (2024), Conservation Letters)

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Studie gibt Einblicke in politische Erfordernisse, Herausforderungen und zukünftige Lösungsansätze.

Basiert auf einer Medienmitteilung von IIASA

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA) haben gemeinsam mit vielen weiteren Partnern untersucht, wie es um das Biodiversitätsmonitoring in Europa bestellt ist. In der Fachzeitschrift Conservation Letters geben sie wichtige Einblicke in politische Erfordernisse, Herausforderungen und zukünftige Lösungsansätze.

Die Biodiversität in Europa nimmt aufgrund menschlicher Einflüsse ab, so die Europäische Umweltagentur in einem kürzlich erschienenen Zustandsbericht. Eine Verbesserung der Monitoringdaten zur biologischen Vielfalt ist daher umso wichtiger, denn nur auf dieser Basis lassen sich die EU-Biodiversitätsziele, eine entsprechende Naturschutzpolitik und Maßnahmen gemäß der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur wirkungsvoll umsetzen. Der erste Schritt in diese Richtung ist das Wissen darüber, welche Daten von den jeweiligen Nutzern und Entscheidungsträgern benötigt werden.

„Aktuell werden Monitoring-Bemühungen in Europa leider durch verschiedene Einschränkungen behindert, die sie weniger effektiv machen. Sie sind häufig über verschiedene Ökosysteme und Lebensräume hinweg fragmentiert und zeitlich lückenhaft. So wissen wir zu Beispiel bei 20-70 % der Meeresregionen nicht, in welchem ökologischen Zustand sie sind“, sagt Erstautorin Hannah Moersberger vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und iDiv. „Außerdem gibt es zu wenige Studien, die sich mit den Nutzern der Daten und den Entscheidungsträgern direkt auseinandersetzen und deren Bedürfnisse untersuchen.“

Wie fließen Monitoringdaten in politische Prozesse ein?

Dem begegneten die Forschenden mit einem vierstufigen nutzerzentrierten Verfahren; es bestand aus einem Workshop mit internationalen öffentlichen Stakeholdern, einer Online-Befragung, halbstrukturierten Interviews und einem Expertentreffen mit Vertreterinnen und Vertretern der EU-Mitgliedsstaaten. Bei der europaweiten Befragung wurden 274 Programme zum Monitoring der Biodiversität ermittelt, die derzeit in europäischen Ländern und Agenturen durchgeführt werden. Sie zeigte zudem große Unterschiede bei der Aufmerksamkeit für verschiedene Lebensräume und Arten: So sind Vögel die am häufigsten erfasste Gruppe, auf die 28 % aller Monitoring-Bemühung entfallen.

„Für unsere Studie haben wir die Bedürfnisse der Nutzer sowie der Politik systematisch untersucht und auch, wie Monitoringdaten von verschiedenen strukturierten Programmen sowie Citizen-Science-Initiativen in die nationalen politischen Abläufe einfließen“, erklärt Seniorautorin Prof. Aletta Bonn, Forschungsgruppenleiterin beim UFZ, bei iDiv und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

 „Unsere Untersuchungen zeigen, dass solche Daten auf vielerlei Arten in verschiedenen Bereichen Verwendung finden, sei es für Pläne zur Landwirtschaft, zum Naturschutz und zur Renaturierung oder bei der Erteilung von Jagdgenehmigungen“, sagt Co-Autor Jose Valdez von iDiv und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU).

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermittelten vier Bereiche des Biodiversitätsmonitorings, die in den nächsten zehn Jahren eine zentrale Rolle spielen werden: die Bewertung von Trends bei der Biodiversität und den verschiedenen Arten; die Bewertung des Einflusses und der Effektivität entsprechender politischer Maßnahmen; die Integration von Biodiversität und weitere Bereiche der Politik; und die Operationalisierung von Monitoring.

Fünf Lösungsansätze für ein besseres Biodiversitätsmonitoring

Die Studie beschreibt zudem zehn wesentliche Herausforderungen für das Biodiversitäts-Monitoring in Europa. Diese lassen sich vier verschiedenen Problemfeldern zuordnen: Mangel an integrierten Daten, unzureichende Daten, nicht ausreichende Ressourcen und verzerrte Daten.

Davon leiten die Autorinnen und Autoren fünf Ansätze ab, wie das Biodiversitätsmonitoring und die Auswirkungen der Politik verbessert werden können:

  • Verbesserte Koordination und Zusammenarbeit
  • Standardisierung für eine bessere Sammlung und Verteilung von Daten
  • Verwendung fortschrittlicher Modelle und neuer Technologien 
  • Bessere Koordination von finanziellen Ressourcen und vom Kapazitätsaufbau
  • Einbeziehung von Stakeholdern

Die Studie bildet die Grundlage für einen Vorschlag für ein Europäisches Koordinierungszentrum zur Beobachtung der biologischen Vielfalt, der vor kurzem der Europäischen Kommission und der Europäischen Umweltagentur in Brüssel durch das EuropaBON-Konsortium vorgestellt wurde.

„Das ist ein Meilenstein für den Schutz der Biodiversität in Europa und für eine moderne, evidenzbasierte Politik und Entscheidungsfindung für den Naturschutz und die Renaturierung“, sagt Prof. Henrique Pereira, Forschungsgruppenleiter bei iDiv und an der MLU.

 

Originalpublikation
(Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit iDiv-Affiliation sowie Alumni fett gedruckt)

Hannah Moersberger, Jose Valdez, Juliette G. C. Martin, Jessica Junker, Ivelina Georgieva, Silke Bauer, Pedro Beja, Tom D. Breeze, Miguel Fernandez, Néstor Fernández, Lluís Brotons, Ute Jandt, Helge Bruelheide, W. Daniel Kissling, Christian Langer, Camino Liquete, Maria Lumbierres, Anne Lyche Solheim, Joachim Maes, Alejandra Morán-Ordóñez, Francisco Moreira, Guy Pe'er, Joana Santana, Judy Shamoun-Baranes, Bruno Smets, César Capinha, Ian McCallum, Henrique M. Pereira, Aletta Bonn (2024). Biodiversity monitoring in Europe: user and policy needs. Conservation Letters. DOI: 10.1111/conl.13038

 

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Aletta Bonn
Leiterin des Departments Biodiversität und Mensch
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Friedrich-Schiller-Universität Jena
E-Mail: aletta.bonn@idiv.de

 

Prof. Dr. Henrique Miguel Pereira(spricht Englisch, Portugiesisch und etwas Deutsch)
Forschungsgruppenleiter Biodiversität und Naturschutz
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)
E-Mail: henrique.pereira@idiv.de
Web: www.idiv.de/de/profile/132.html

 

Dr. Volker Hahn
Leiter Medien und Kommunikation
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Tel.: +49 341 97 33154
E-Mail: volker.hahn@idiv.de
Web: www.idiv.de/medien

 

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