Finanzieller Wert der Biodiversität in Wäldern weltweit mindestens doppelt so groß wie Kosten für Maßnahmen zu deren Schutz
Auch aus dem Nationalpark Hainich flossen Daten in die Studie der Global Forest Biodiversity Initiative (GFBI) ein. Foto: Tilo Arnhold, iDiv
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Washington/Halle (Saale). Der Verlust an biologischer Vielfalt könnte auch für die weltweite Waldwirtschaft deutliche finanzielle Folgen haben. Laut einer neuen Studie könnte ein Rückgang der Baumartendiversität um 10 % zu jährlichen Schäden zwischen 13 und 23 Milliarden US-Dollar führen. Der Wert, den Biodiversität für die weltweite Waldwirtschaft erbringt, wird in der Studie auf bis zu eine halbe Billion US-Dollar geschätzt. In die globale Studie flossen Daten von Wäldern aus allen Regionen der Erde ein. An der Auswertung waren über 80 Wissenschaftler beteiligt, darunter auch zwei iDiv-Mitglieder von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie (MPI-GBC) in Jena. Die Ergebnisse wurden jetzt im renommierten Fachjournal „SCIENCE“ veröffentlicht.
Das Verhältnis zwischen Biodiversität und Produktivität gilt als ein grundlegender Wert, um die Biodiversitätskrise zu verstehen und ihre Auswirkungen auf das Funktionieren von Ökosystemen zu beschreiben. Mit Hilfe von Daten aus 777126 Daueruntersuchungsflächen aus Wäldern in 44 Ländern verteilt über alle Vegetationszonen der Erde konnte ein internationales Team jetzt einen weiteren Beleg für die ökonomische Bedeutung der biologischen Vielfalt erbringen. Ihr Fazit: Wird der Rückgang der Biodiversität weiter anhalten, dann werden auch die Produktivität der Wälder und damit der Ertrag der kommerziellen Forstwirtschaft zurückgehen. Den Anteil, den die biologische Vielfalt am Aufrechterhalten der Produktivität der Wälder hat, schätzt das Team anhand der neuen Daten auf 396 bis 579 Milliarden US-Dollar. Das ist bis zu fünfmal mehr als die geschätzten Gesamtkosten für einen effektiven Naturschutz weltweit. „Das unterstreicht wie wichtig es ist, unsere Sicht auf Biodiversität, Waldbewirtschaftungsstrategien und Naturschutzprioritäten weltweit zu überdenken“, sagt Prof. Dr. Helge Bruelheide, Geobotaniker an der MLU und stellvertretender iDiv-Direktor, dessen Arbeitsgruppe Daten aus dem Nationalpark Hainich (Thüringen) und aus China beigetragen hat. Mit Prof. Ernst-Detlef Schulze vom Max-Planck-Institut für Geobiochemie in Jena war an der großen Waldstudie ein weiteres Mitglied von iDiv beteiligt.
Die aktuelle Studie umfasst mehr als 40 Millionen Bäume und 8737 Baumarten aus der Global Forest Biodiversity Initiative (GFBI). Dabei nahm das internationale Wissenschaftlerteam an, dass die Gesamtmenge der Bäume, die Gesamtfläche der Wälder und andere Faktoren gleich bleiben, um die Auswirkungen eines Rückganges der Artenvielfalt abzuschätzen. Im Szenario der aktuellen Studie rechneten sie mit einem Rückgang der Baumartenvielfalt um 10 Prozent und einem daraus resultierenden Rückgang der Produktivität der Wälder von 2 bis 3 Prozent. Danach werden die Verluste dort am höchsten sein wo die Wälder auch besonders produktiv sind: in West- und Südostafrika, Madagaskar, Südchina, Myanmar, Nepal und Indonesien.
Tilo ArnholdPublikation:Liang et al. (2016): Positive biodiversity-productivity relationship predominant in global forests.
Science 14 Oct 2016: Vol. 354, Issue 6309, DOI: 10.1126/science.aaf8957
http://dx.doi.org/10.1126/science.aaf8957Ansprechpartner:
Prof. Dr. Helge Bruelheide
Professor für Geobotanik, Institut für Biologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg & Stellvertretender Direktor iDiv
Tel.: +49-345–55-26222
http://www.botanik.uni-halle.de/geobotanik/helge_bruelheide/Videos:MinuteEarth video clip:
https://www.youtube.com/watch?v=c80oLYvr9ckhttps://www.youtube.com/watch?v=c80oLYvr9ck
Global Forest Biodiversity Initiative (GFBI):
https://www.youtube.com/channel/UC1G5lwA7h4Y7y3I_pRS1SIALinks:Global Forest Biodiversity Initiative (GFBI)
http://www.gfbinitiative.org/Wald in Europa: Mehr Baumarten, mehr Nutzen
https://www.idiv.de/de/news/news_single_view/news_article/woodlands-in.htmlHainich-Tagung (27. April bis 29. April 2016)
http://www.hainichtagung2016.de/downloads.htm