Beschuss von allen Seiten
Wie der Mensch die biologische Vielfalt bedroht
Bericht von Diana Bowler, Postdoktorandin in der Gruppe Ecosystem Services am iDiv, FSU bzw. UFZ und Erstautorin einer neuen Publikation in 'People and Nature'
Leipzig. Der Klimawandel und andere anthropogene Faktoren, die die biologische Vielfalt verändern, betreffen nicht alle Teile der Erde in gleicher Weise. Während unsere Kenntnisse zu jedem einzelnen Gefährdungsfaktor ständig wachsen, ist unser Verständnis zu den räumlichen Beziehungen zwischen den verschiedenen Faktoren und ihr Zusammenwirken noch sehr mangelhaft. Das betrifft z.B. auch die Unterschiede zwischen terrestrischen und marinen Lebensräumen, die sehr unterschiedlichen Bedrohungen ausgesetzt sein können, selbst wenn sie eng benachbart sind.
In der vorliegenden Studie haben wir globale Datensätze über Klimawandel, Landnutzung, Ressourcenausbeutung, Umweltverschmutzung, biologische Invasionen und Bevölkerungsdichte zusammengestellt. Mit Hilfe multivariater Statistiken haben wir die räumlichen Beziehungen zwischen diesen Ursachen des globalen Biodiversitätswandels und deren Kombinationen untersucht, um deren Einfluss auf verschiedene Regionen der Welt zu charakterisieren.
Insbesondere in den terrestrischen Regionen wirken die genannten Gefährdungsfaktoren häufig in der gleichen Richtung, vor allem solche, die zum Teil besonders hohe Belastungen darstellen. Regionen mit stärker ausgeprägtem Klimawandel sind tendenziell solche Gebiete, in denen die Gefährdung durch andere Faktoren eher geringer ist, wie z.B. in der Tundra und im borealen Nadelwald, die stark vom Klimawandel, aber weniger von hoher Nutzungsintensität und Verschmutzung betroffen sind. Dagegen treten in den Meeresregionen gegenteilige Muster auf, wo z.B. im Indopazifik ein sehr ausgeprägter Klimawandel einer hoher Ressourcenausbeutung durch Fischerei zusammenfällt.
Die Regionen der Welt lassen sich in Klassen unterschiedlicher Interaktionen und Intensitäten dieser anthropogenen Gefährungsfaktoren unterteilen. Diese insgesamt 11 verschiedene Faktorenklassen können nun dazu verwendet werden, Auswirkungen auf Biodiversität zu untersuchen und die Gefährdungs-Hotspots zu identifizieren. Diese Hotspots sind diejenigen großräumigen Meeres- und Festlandsregionen, in denen prioritär Naturschutzmaßnahmen angewendet werden müssen, um den Auswirkungen des anthropogenen Biodiversitätswandels entgegenzutreten.
Originalpublikation:
(Wissenschaftler mit iDiv-Affiliation fett)
Bowler, D. E., Bjorkman, A. D., Dornelas, M., Myers-Smith, I. H., Navarro, L. M., Niamir, A., Supp, S. R., Waldock, C., Vellend, M., Blowes, S. A., Böhning-Gaese, K., Bruelheide, H., Elahi, R., Antão, L. H., Hines, J., Isbell, F., Jones, H. P., Magurran, A. E., Cabral, J. S., Winter, M. and Bates, A. E. (2019). Mapping human pressures across the planet uncovers anthropogenic threat complexes. People and Nature. DOI: 10.1002/pan3.10071
Ansprechpartner:
Dr. Diana Bowler
Postdoktorand der Forschungsgruppe Ökosystemleistungen
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Tel.: +49 341 9733199
E-Mail: diana.bowler@idiv.de
Web: www.idiv.de/de/gruppen_und_personen/mitarbeiterinnen/mitarbeiterdetails/975.html